Schnuppern, schlurfen, schmecken – Weinprobe in Kloster Eberbach

Die Tür steht offen, mehr noch das Herz

 

p1050762 2 500x333So steht es im Internet-Portal des Klosters Eberbach. Tatsächlich erweckt die Wahrnehmung der Atmosphäre von Kloster Eberbach Kultur und Geschichte. Auch aus diesem Grunde gelangte das phantastische Bauwerk aus dem 11. Jahrhundert als Kulisse bei dem Filmstreifen „Der Name der Rose“ von Umberto Ecco Ruhm und Ehre. Im Mittelalter war das Weingut der Zisterziensermönche von Kloster Eberbach mit über 300 ha bepflanzter Wirtschaftsfläche das größte in Europa.

 

p1050767 3 500x340Heute ist es im Besitz des Landes Hessen. Die Hälfte der 200 ha Anbaufläche ist mit der Riesling-Rebe bestockt. Aber auch Chardonnay, Weißer Burgunder, Grauburgunder, Spätburgunder und Dornfelder gehören zum Repertoire. Das Kloster ist neben dieser Nutzung zentrale Aufführungsstätte für Konzerte und Musikfestivals.

 

Die diesjährige von uns besuchte Verkostungsveranstaltung fand im alten “Dormitorium“” statt. Eine gut gewählte Örtlichkeit, da der lateinische Ursprung des Wortes nicht nur etwa „schlafen“ bzw. „Schlafsaal“, sondern mit „offenen Augen träumen“, bedeutet.

Ja, die Probe erforderte alle Sinne und wir haben bei diesen wunderbaren Weinen wirklich mit offenen Augen geträumt.

 

Die Premiere der Erste Lage-Gewächse des Jahrgangs 2010

 

p1050857 500x311Eine wichtige Frage stelle ich an den Anfang meines Berichtes: Was ist eigentlich ein „Erste Lage-Gewächs? Hier die von den Erzeugern hierzu veröffentlichte Antwort:

 

“Der VDP-Verband Deutscher Prädikatsweingüter definiert den Status „Erste Lage“ als die Qualität eines Weines insbesondere nach dem „Terroir“, also der geografischen Herkunft und der Spezialität des Bodens. Auch die Pflege dieser Weine im Keller weicht von der üblichen Kellerarbeit ab.

Die Pflege des Rebstocks als „Großes Gewächs“ mit einer speziellen Bodenbeschaffenheit steht im Mittelpunkt der Arbeit.

Nach dem Willen der VDP-Winzer sollen nur Weine mit Terroircharakter eine Lagebezeichnung tragen dürfen.

Die Güte eines Weinbergs wird durch den Boden (topographische Lage, Klima und Mikroklima) bestimmt. Nur passende Rebsorten werden zum jeweiligen Terroir zugelassen.

Als regional festgelegte Rebsorten gelten Riesling, Spätburgunder, Frühburgunder Weißer Burgunder, Silvaner Grauer Burgunder und Lemberger.

Die Ertragsmenge ist ebenfalls begrenzt: Der Ernteertrag wird auf maximal 50 hl pro Hektar beschränkt. Ferner muss eine Handlese durchgeführt werden und das Mostgewicht, das durch „Öchsle-Grad ausgedrückt wird, muss Spätlese-Qualität haben.

Die VDP-Winzer unterliegen hierbei ständigen Prüfungen und Kontrollen. Nur das Beste soll produziert werden. Deswegen werden die Weine vor und nach der Abfüllung durch eine Prüfungskommission auch verkostet und begutachtet.

Die Weine „Erste Lage“ werden als Grosses Gewächs bezeichnet. Es soll das Beste sein, was ein Winzer produziert. Keine Mittelklasse- oder Alltagsweine. Die Flaschen sind p1050899 500x379besonders gekennzeichnet und tragen die VDP-Kapsel mit dem Traubenadler (Foto)

Der Verkauf der Weine kann erste nach dem ersten Septemberwochenende des auf die Ernte folgenden Jahres beginnen. Als Besonderheit ist herauszustellen, dass der Spätburgunder zudem über mindestens 12 Monate im Holzfass reift und so erst ein weiteres Jahr später auf den Markt gelangt.“

 

Ich fasse hierzu für mich zusammen:

Die Leute stecken in die Herstellung und Bereitung dieser Weine eine Menge Verstand, Arbeit und Zeit. Diese Weine unterscheiden sich bezogen auf Alltagsweine wie ein Reit- und Springpferd von einem Ackergaul. Dieser Qualitätssprung ist durch die vorhandenen menschlichen Sinne objektiv nachvollziehbar. Das Ergebnis dieser vinologischen Meisterleistungen zieht allerdings eine entsprechende Preisgestaltung nach sich. Alle die genannten Faktoren sind unseren Kunden zu vermitteln, wenn diese Weine erfolgreich abgesetzt werden sollen.

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Nun der Verkostungsverlauf und das Verkostungsergebnis:

Für mich war die Teilnahme an der Weinprobe „Erste Lage-Gewächse” nicht nur ein besonderes Erlebnis sondern auch von eigenem hohen Interesse. Grund hierfür war, dass ich nicht alle in unserem Sortiment in Köln-Müngersdorf angebotenen Weine der Kategorie „Erste Lage“ durch eigene Verkostung kannte. Bei Kundengesprächen konnte deshalb häufig nicht auf eigene Informationen zurückgegriffen werden. Das hat sich nun geändert:

p1050794 2 500x329Verkostet wurde überwiegend der Jahrgang 2010. Vergleichsverkostungen mit dem Jahrgang 2009 wurden auch angeboten und von mir genutzt. Bei der Probe konnte ich

das eigene Sortiment „Erste Lage“ aus dem Angebot am Standort Handelshof Müngersdorf nicht nur verkosten, sondern diese Auswahl mit dem Angebot der anderen Konkurrenten vergleichen.

Die Weine des Jahrgangs 2010 der der von uns angebotenen Erzeuger Moosbacher, Gunderloch (Johannes Hasselbach und Solange Hecker – Foto), Toni Jost und Gebrüder Dr. Becker stachen durch Intensität, Kraft und bereits vorhandene Harmonie besonders hervor. Schloss Johannisberg aus dem Rheingau, Karthäuserhof (Herr Tyrell mit Oliver Scheer- Foto) und Fritz Haag von der Mosel standen mit ihren Erzeugnissen diesen wunderbaren Tropfen in nichts nach. Der Pettental-Riesling von Gunderloch war allerdings eine Offenbarung. Eine Schande, einen solchen Tropfen nach der Verkostung nicht herunterzuschlucken sondern auszuspucken.

Besonders interessant war verlief eine Verkostung 2009/2010 beim fränkischen Weingut Fürst Löwenstein aus. Der uns hier angebotene Kallmuth-Riesling aus 2010, ja Sie lesen richtig Riesling und nicht Silvaner, schmeckte ungemein opulent und reichhaltig. Wir haben uns die Besonderheiten dieses Weinbergs (wärmeführender Muschelkalkboden) erklären lassen und sofort verstanden. Die dann angebotene Vergleichsverkostung mit dem (nicht im Katalog aufgeführten, aber am Tisch bereitgehaltenen) Kallmuth 2009 fand ich beeindruckend. Dieser wunderbar harmonisch ausfallende Wein konnte eine eher seltene und in der Flasche vollzogene Reifung deutlich nachweisen. An dieser Stelle ist jedoch klarzustellen, dass das Angebot der 122 Spitzenerzeugerp1050892 2 500x374 nicht voll auszunutzen war und viele Weine übergangen werden mussten, um die eigenen Sinne nicht zu überfordern.

 

Als eigenes Verkostungsergebnis wird von mir der Riesling-Jahrgang 2010 der deutschen Spitzenerzeuger zusammenfassend als voll gelungen bewertet. Die Weine sind kraftvoll und bereits bemerkenswert ausbalanciert. Die reife Frucht steht in einer guten Kombination zu der vorhandenen Säure.

 

p1050835 500x366Nach dem eigenen Verkostungsergebnis bei den bei uns vertriebenen Spitzenerzeugern kann ich nur feststellen, dass wir unseren Kunden aus diesem Sortiment tatsächlich vorzügliche Weine anbieten und unsere Lieferanten einen festen Platz in der Elite der deutschen Weinhersteller einnehmen. Fortan werde ich meinen Kunden mit einem bedeutungsvollen Lächeln diese wunderbaren Wein als „Gutes Tröpfchen“ aus eigener Erfahrung empfehlen können. Ich bin mir sicher, dass ich mit dieser Aussage keinen Kunden enttäuschen werde.

 

Auch ist herauszuheben, dass mir der Besuch bei und der Kontakt mit den deutschen Spitzenwinzern viele neue Informationen zu ihren Weinen zugetragen hat, die mir im Kundengespräch sicher nützlich sein werden.

Ganz besonders bedanken möchte ich mich bei meinem Arbeitskollegen Oliver Scheer, den ich auf dieser Weinprobe begleiten durfte und der mir mit seiner Fachkundigkeit und seinem umfangreichen Wissen über seinen Lieblingswein eine neue Tür geöffnet hat.

 

Schnuppern, schlurfen, schmecken – zur Weinprobe

Premiere Grosses Gewächs in Kloster Eberbacch Am 26.09.2011

Text und Fotos: Solange Hecker

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Solange Ayres